Dann hört man den Kurfürsten geradezu in den Saal reiten

Lauenstein (nz). „Der große Kurfürst“ ist ein Reitermarsch. Und wenn ihn der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Dörpe spielt, der zudem noch einen sich aufbäumenden Schimmel im Wappen führt, dann hört man den Kurfürsten geradezu in den Saal reiten: mit großem Prunk und anschwellender Musik der Blechbläser.

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Schluss und aus: Als letzte Musikerin verließ Annette Kämmerer die Bühne, Gastdirigent Horst Wichmann hatte das Nachsehen – und die Lacher auf seiner Seite.

Das Neujahrskonzert des Heimat- und Verkehrsvereins Lauenstein ist – seit drei Jahren veranstaltet – zum musikalischen Ereignis geworden, getragen von den knapp 30 Musikern aus Dörpe. Sie sind das Musterbeispiel dafür, wie in kontinuierlicher Arbeit aus einer dörflichen Feuerwehrkapelle ein Klangkörper mit Konzertniveau werden kann. Das ebenso präzise wie scheinbar spielerisch leichte Trompetensolo von Dirigent Olaf Rose und Ernst Knoke sorgte für eine spontane Stille im Saal, die als die höchste Form der Anerkennung gelten kann. Aber die Dörper verstehen auch Spaß. Es gehört zum Ritual der Neujahrskonzerte, dass Horst Wichmann als Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Lauenstein und Ortsbürgermeister auch einmal zum Dirigentenstab greifen darf. Im vergangenen Jahr brachten ihn die Musiker zur Verzweiflung, indem sie gekonnt daneben spielten. Diesmal gab es dazu noch eine Steigerung. Sie spielten zwar richtig, aber auf Dauer nicht mit. Ein Musiker nach dem anderen legte im Spiel das Instrument beiseite und verschwand in die Mittagspause. So dirigierte Wichmann die Kapelle leer, stand zum Schluss nur noch mit Annette Kämmerer da, die einsam das Flügelhorn blies und schlussendlich auch den Kollegen folgte. Der Dirigent hatte nur noch den Stab in der Hand, aber nichts mehr im Griff. Wichmann begleitete dies mit köstlicher Mimik und hatte die Lacher auf seiner Seite. Mehr als 200 Besucher kamen zu diesem Neujahrstreffen, das familiäre Züge trägt. Kinder tanzten vor der Bühne, die Lauensteiner wünschten sich gegenseitig ein frohes Neues Jahr und für die Bewirtung sorgte diesmal das Okal Park-Café. Es gab deftigen Krusten-Braten. 600 Mitglieder zählt der Verkehrsverein, ist damit einer der größten Vereine in Lauenstein und Wichmann kann stolz darauf sein, ein derart sichtbar gewordenes Gemeinschaftsgefühl erzeugt zu haben.

© Dewezet, 08.01.2002